Leute, ich sag's Euch gleich, mein Gehirn ist immer noch nicht vollständig abgekühlt und ich bin mir mit der Reihenfolge der verschiedenen Erlebnisse nicht mehr ganz sicher, aber was gesagt wurde und was wir erlebt haben entspricht den Tatsachen. Nur, dass ihr Euch nicht wundert, falls das Timing von Waspfighter ein anderes ist.
10.07.2010 Campus Invasion – MTV – Göttingen
Eine Affenhitze ist das. Dreihundert Meter vom Bahnhof zum Hotel und ich habe das Gefühl, ich schmelze. Und die Rezeptionstante ist gereizt und nicht im Mindesten kooperativ. Zum Glück kommt Waspfighter mit seiner Freundin und siehe da, wenn er die Initiative ergreift, klappt das plötzlich.
Wir checken schnell ein und gehen gleich los. Schauen, ob wir vielleicht unsere „normalen“ Tickets umtauschen können in Media-Tickets, damit wir von Waspfighter nicht die ganze Zeit getrennt sind. Es dauert ganz schön lange und braucht viel Geduld, aber am Ende haben wir dann doch unsere Pässe und können damit – zwar nicht wirklich „back Stage“ im wahrsten Sinn des Wortes, aber wenigstens mit auf den Parkplatz, wo Waspfighters Auto – mit Getränken – steht. Das ist natürlich günstiger, als aufm Gelände was zu kaufen. Speziell bei dem Wetter. Phu.
Nach dem Parkieren und kurz was Trinken gehen wir aufs Gelände, hängen das Banner am Eingang auf, dann schauen wir uns um. Adam und sein Tech-Kumpel stehen gemütlich beim Biertrinken am Cateringzelt. Wir winken uns zu.
Wo ist das Pressezelt? Ach da. Und wie sieht’s vor der Bühne aus? Juhu! Keine Wellenbrecher! Und das Stadion ist auch nicht so riesig, wie ich befürchtet hatte. Der Einlass hat schon angefangen und wir sind nicht allein, da sind schon einige Leute da. Zuerst geht’s zum Marlboro Zelt. Ich rauche zwar nicht, aber ich kriege trotzdem ein Feuerzeug zum Gravieren. Da kommt mir die Idee, ich könnte doch meins mit „Streety“ gravieren lassen und falls ich ihn dann treffe, hätte ich gleich eine kleine Widergutmachung für die Verwirrung ob Waspfighter‘s Sack-Wolf von letzter Woche. Gesagt, getan. Sieht gut aus.
Matze und sein Kumpel begegnen uns auch schon früh und wir verabreden, so ab 16.00 Uhr dann langsam nach vorne zu gehen.
Wir gehen ins Pressezelt und erfahren dort, dass Airbourne für ein Interview angefragt worden seien. Mehr wissen die dort aber auch nicht. Wir wollen mal schauen, ob wir jemanden von der Airbourne Crew finden, um zu fragen, ob wir dabei sein dürfen (Fotos machen, eventuell Fragen stellen). Leider ist Herald nicht zu finden. Immerhin, Joel ist unterwegs. Wir sagen kurz Hallo, dann frage ich ihn ob er wegen dem Interview Bescheid wisse, wann das sei und ob’s wohl eine Möglichkeit gäbe, dass wir dabei sind. Er sagt dann, er wisse leider auch nur, dass es eins geben soll. Das sei oft so, sie würden dann gerufen, wenn’s soweit sei, gehen hin und machen das Interview. Er könne uns leider auch nicht weiterhelfen. Okay, danke Mate und wir schauen weiter, ob da noch jemand ist.
Leider haben wir kein Glück und die Zeit vergeht unheimlich schnell. Wenn ich in der ersten Reihe sein will, ist höchste Zeit. Matze steht doch sicher schon längst ganz vorne. Will auch.
Waspfighter hat einen Fotopass, also muss er raus, um die ersten drei Songs mit fotografieren zu können. Andrea und ich arbeiten uns langsam vor, während Jennifer Rostock und Madsen spielen. Beide nicht schlecht, aber ich bin konzentriert darauf, ein Plätzchen für uns zu finden. Ab und zu werden wir geduscht, ist auch dringend nötig, in der Hitze. Leider kriegen wir manchmal einen riesen Schwall Wasser ab, dann wieder gar nichts. Nicht sehr begabt, die Security. Anfangs haben wir noch etwas Schatten, aber die Sonne wandert schnell und als wir kurz vor Airbourne auch tatsächlich in der ersten Reihe stehen, scheint sie uns voll an den Kopf. Bleh. Die Wasserspritzaktionen kommen leider nur selten bis zu uns nach vorne, wahrscheinlich versuchen sie, den Boden vor der Bühne trocken zu halten und damit uns leider auch. Trinkwasser ist auch Mangelware. Ein einziges grünes Kübelchen Wasser wird da herumgetragen und wenn man richtig Glück hat, kriegt man auch was ab.
Waspfighter hat uns bei Madsen schon mit Traubenzucker und Wasser versorgt, aber trotzdem ist die Hitze nicht leicht auszuhalten.
Das ist schnell vergessen, als Airbourne auf die Bühne stürmen. Das hier ist ein gemischtes Publikum, viele kennen Airbourne nicht, die gilt es erst mal zu überzeugen.
Streety sieht mich kurz an, reisst die Augen auf wie üblich und schon geht’s los mit Headbanging in Überschallgeschwindigkeit. Ich kann mich auch nicht wirklich zurückhalten, versuche es gar nicht, schliesslich muss die Show vorhalten bis im November. Also rocken was das Zeug hält.
Joel zeigt auf uns in unsern German Crew T’Shirts und sagt was, leider kann ich’s nicht verstehen, mein Kopf dröhnt und schmilzt gleichzeitig während die Welt an mir vorbeisaust.
Die Aussies sind ja zwar warmes Wetter gewöhnt, aber diese drückende Hitze bringt natürlich jeden, der den kleinen Finger hebt, gleich ins Schwitzen, geschweige denn, wenn man wie von der Tarantel gebissen über die Bühne sprintet. Joel verdreht die Augen wie ein Wahnsinniger und hat auch sonst noch so einige irrwitzige Gesichtsausdrücke drauf. Ich denke kurz daran, dass mir mal jemand gesagt hat, er sei auf der Bühne nicht sich selbst. Jaa... könnte was dran sein.
Bei „Girls in Black“ singt mich Streety nicht nur an wie immer, dieses Mal zeigt er sogar auf mich, kurz bevor wir zum nächsten Banging-Intervall abtauchen. Wir singen, bangen und rocken wie die Verrückten.
Macht sicher auch mehr Spass, wenn jemand mitmacht. Leider sind ausgerechnet vorne ziemlich viele Nicht-Airbourne-Fans, die etwas dumm rumstehen.
Die Kameras sind dezent im Hintergrund und stören unsere Interaktion überhaupt nicht. Die meiste Zeit denk ich gar nicht mal dran, dass gefilmt wird.
Joel klettert heute mal wieder auf unserer Seite hoch, um sein Solo zu spielen. Cool, ich kann ihn super gut sehen. Woohoo! Rock’n’Roll! Hach, Reinhold Messner ist nichts dagegen!
Es ist echt total heiss vorne und Joel will Abhilfe schaffen. Er schnappt sich den Wasserschlauch von den verdutzten Ordnern und schleppt ihn auf den Vorbau der Bühne. Mann, der hat unheimlich Kraft, das ist kein Gartenschlauch, sondern ein richtiger Feuerwehrschlauch, der muss total schwer zu halten sein, aber Joel kann das. Er zielt auf mich und Andrea. Ich befürchte schon, dass wir gleich weggespült werden, aber er dreht das Wasser so auf, dass wir wunderbar sanft und kühl geduscht werden. Einfach nur super! Der Rest vom Publikum kommt dann natürlich auch noch dran und jubelt erfreut. Joel kann das viel besser, als die Security. Als er das Wasser wieder abdreht, haut es ihn dann doch noch um, ist aber nix passiert.
Einmal stürmt Streety full speed nach vorne, streckt mir die Zunge raus und reisst die Augen auf wie ein Maori-Krieger, um dann gleich ganz am Rand vorne wild zu bangen. Ich mache natürlich sofort mit, während ich mich noch frage, woher die Angewohnheit wohl kommt. Egal, es sieht heiss aus und reisst mit, mach weiter so, Streety!
Dave verbringt viel Zeit auf unserer Seite der Bühne und schaut herum, was hier so abgeht. Ein Blick zu Ryan zeigt, dass der sich mal wieder völlig verausgabt. Wahnsinn. Was für ein Schwerarbeiter.
Joel schaut öfter, ob ich mitsinge. Das tue ich auch, aber ich kann heute einfach nicht aufhören mit dem Headbangen. Also ist Multitasking angesagt.
Bei „Too much too young” macht Streety seinen “Paranoia on every STREET”-Hüpfer dieses Mal zu Adam auf der Seite der Bühne. Schade, wir hatten etwas Kleines vorbereitet, aber das machen wir dann halt im November, wenn vielleicht auch noch ein bis zwei Leute von der German Crew mehr mitmachen können. Immerhin, den Schluss der Show kann Waspfighter mit uns an der Front feiern, zu dritt macht’s noch mehr Spass!
Als der Gig fertig ist, bin ich es auch. Fix und fertig. Mir ist schwindlig, ich habe das Gefühl, mein Hirn kocht. Herald wirft mir eine Wasserflasche zu, die ich grade noch so fangen kann. Jemand langt mir auf die Schulter, ich merke es nicht mal. „Hey, schaust du mich wenigstens mal kurz an?!“ Ich drehe mich um. Oh, Matze! Sorry. Ich bin... dann kann ich mich nicht mehr wirklich erinnern. Das nächste, was ich noch weiss, ist, dass ich langsam hinter Andrea her zottle und dabei auf ihre Füsse schaue, damit sich die Erde nicht zu sehr dreht. Irgendwie kommen wir im Pressezelt an, wo Waspfighter uns erst mal mit Food und Drink versorgt. So ganz langsam komme ich wieder zu mir.
Andrea und ich sind vom Wasser und vom Schwitzen klitschnass. Bis auf die Unterwäsche. Die Schuhe, alles. Ich packe mein Geld aus. Oh. Auch nass. Kann ich später wohl zum Trocknen aufhängen oder Origami damit machen. Das Feuerzeug für Streety. Auch nass. Funktionstest. Yay! Es geht noch. Nur ich gehe nicht mehr. Ich kann schon gar nicht mehr auf Deutsch denken, wie soll ich das Ding denn jetzt an den Mann bringen? Aber der Gedanke ist schnell wieder weg, bin einfach nicht fit genug, um mir Gedanken zu machen.
Wir gehen zum Parkplatz, Andrea und Waspfighter haben was von umziehen gesagt, glaube ich.
Da läuft Streety ein paar Meter vor uns durch, klitschnass wie wir, bekleidet nur mit Sonnenbrille, Badeshorts und Handtuch. Waspfighter hat mein nasses Feuerzeug nicht vergessen: „Da isser doch!“ Streety dreht sich leicht zu uns um, sieht uns, hält an, kommt uns entgegen. Wir treffen uns auf halbem Weg. „Hi Justin“, sage ich und umarme ihn nur leicht, schliesslich trägt er kaum was und ich bin auch noch total nass von der Show. „I’m Jamila. Eventually I get to say hello to you.” Er grinst verlegen. Dann rede halt ich weiter: “That was a hot show, in so many ways.” Jetzt lacht er und entspannt sich ein wenig. Ich: “Wait a moment. I’ve got something for you. A little something.” Er schaut neugierig zu, wie ich das Feuerzeug aus der nassen Hose fische. „Sorry, it’s wet from Joel’s shower.“ Er nimmt es, sieht den Schriftzug und strahlt erfreut: „Did you have it made for me?“ Endlich spricht er! „Yeah, there’s a promotion tent over there where you can have these with your name on them. But I don’t smoke. And I thought I might meet you today.” Er schaut es nochmal an, schaut wieder zu mir: “It’s really cool! Thank you!“ Und schon steckt er das Ding in seine Hose.
Von der Seite kommt ein Wagen und wir treten zurück. Streety schaut mich interessiert an: „What’s your name?“ „Jamila.“ Ich will jetzt keine Namensdiskussion, also frage ich: „You’re going back to Australia soon, right? First Canada, then the US, then Australia? What are your plans?” Streety: “We’re here for one more week. Tonight we drive to Amsterdam, we’ve gotta be there by 5 in the morning. Then we go to Scotland for a festival, T in the Park. After that, we’ve got a festival in France, then another two, I think.” – “The last one’s in the Netherlands?” – “Yes, Zwarte Cross. Then we fly over to Canada, then the US and then to Australia in October.” – “Do you have time for a holiday there?” – “We do two weeks of promotion and then we have some shows.” – “I’d love to see you play in Australia, but I can’t come, I gotta work. Maybe next year.” Waspfighter sagt zu ihm: “She’s been to 21 of your shows now!” Streety scheint etwas beeindruckt und lächelt: “Thank you for coming to so many of our shows.” – “Thank YOU for doing all these shows, I really love them.” Streety: “It’s great to see you rock out with us. You keep me going.” Jetzt bin ich verlegen und vielleicht auch etwas rot, wow, ein super Kompliment. Ich strahle ihn an: „Likewise. It’s so good to rock with you.”
Waspfighter versucht die Situation von letzter Woche in Essen aufzuklären, aber Streety schaut nur verwirrt. Ob er es schon vergessen hat? Gut möglich, bei allem, was die ständig erleben. Ich versuche es auch noch einmal: „You know, last week in Essen. Waspfighter was standing there with his hands down his pants and you were walking by? You looked pretty suprised!” – “Oh?” – “But really, he was just sore in all the wrong places.” Streety reisst die Augen auf, als Mit-Mann schmerzt ihn wohl schon der blosse Gedanke daran. Ich weiter: „Just so you know it wasn’t some kind of strange European mating ritual.” Er lacht. Auch wenn er vermutlich keinen Schimmer hat, wovon wir reden.
Waspfighter sagt, er gehe dann mal seine Kamera holen und schon ist er weg.
„Is it like this in Australia in summer?” Streety: “Pretty much like this, maybe even hotter.” – “Last week in Belfort was really hot, too.” Er schaut verwirrt. Ich: “Belfort? Where there was the enormous dustcloud?” Das Fragezeichen in seinem Gesicht wird grösser. „The day before Essen? Eurockéennes in Belfort? FRANCE???“ Er lässt die Haare runter, schüttelt leicht den Kopf und grinst mich verlegen unter den Haaren hervor an: „I don’t remember.“ – „Don’t remember?“ Ich muss lächeln bei dem Gedanken, kommt mir so bekannt vor.
Gut, zu einem anderen Thema: „You haven’t been in Australia for a long time, have you?“ – „Yeah.“ – „Do you sometimes get homesick?” Er zögert: “Hm, yes, sometimes I do get a little homesick.” – “But you’re gonna see all your friends and family again when you’re back in Australia? How long has it been since you last saw them?” Er strahlt bei dem Gedanken: “Yes, I’m gonna see them all again. The last time I saw them was about eight or nine months ago.” – “You haven’t played any shows in Australia in a long time, right?” – “Yeah, the last shows were, I think, in 2007.” – “Are you nervous about playing there again after such a long time?” – “Nah, I’m not nervous, it’s been a long time but it’s gonna be good.”
Mir fällt grade “Get on ya Bikes“ ein: „I wanted to ask you about a song. I found a short video clip on youtube. The song’s called “Get on ya Bikes.”" Er spitzt die Ohren und schaut überrascht. “Did you ever record it? We couldn’t find any more information on it. What happened to it?” – “We decided not to put it on the cd. But I think it ended up a b-side.” Kurze Pause, dann fragt er: “You couldn’t find any information?” Ich schüttle den Kopf: “No, we searched the entire internet. There’s nothing.” Er scheint etwas verwirrt: “Maybe it was a special edition.“ Ich darauf: „Well, you could put it on a special edition now! After all, there are about seven different versions of “No Guts. No Glory.”, I think.” Er macht grosse Augen: “Seven?” – “Yes, and I have three of them. I couldn’t resist.” Er grinst: “Maybe we could put it on a dvd. We have a lot of material.” Ich: “That’s a good idea! A live-DVD would be cool, and with all the festivals here you really have a lot of great material by now.” Kurze Denkpause, der Gedanke scheint ihm zu gefallen.
Dann sagt er: “Did you know... we’re coming back for more shows this year!” – “Yes. In November?” Er nickt und ich füge hinzu: “I’ll be there, so you’re gonna have to put up with me again.” Streety gibt mir ein toothy Grin der feinsten Sorte: “That’s gonna be cool.“
Jetzt muss ich doch mal nachfragen, wie es kommt, dass sie in einem Jahr zweimal touren UND auch noch Sommer Festivals machen: „You’re playing a lot of shows in Germany, how comes? Is that cause you’re most successfull here or do they just keep booking you?” – “A bit of both, I guess. And we really like it here.”
Mir fällt auf, dass Andrea noch so gar nichts gesagt hat: „How did you like the show today?“ Sie schaut mich an, sagt dann, sie spreche kein Englisch. Oh, sorry! Ich schnell zu Streety: „She says she doesn’t speak Englisch.” Dann zu Andrea: “Möchtest Du was sagen?” Andrea schaut Streety an und sagt erst mal „Hallo.“ Streety zurück: „Hello.“ Dann sagt sie zu mir: „Die Show hat mir sehr gut gefallen“, und ich übersetze gleich mal „she liked your show very much.“ Streety antwortet Andrea ohne nennenswerten Akzent auf Deutsch: „Dankeschön!“ und strahlt.
Ich zu ihm: „Oh, you speak German! So we gotta be careful now when we talk about you!” Er lacht: “No, no, I know only a few words!” Er zählt auf: “Dankeschön, neun,...” Ich kann mich an den Rest nicht mehr erinnern, habe wohl zu lange herumstudiert, wozu er „neun“ gelernt hat. „So you learned a few words in each language? Italian, French,...?” Er beeilt sich: “No, just German.”
Aus der andern Richtung kommt David daher, auch nicht angezogener und tropfnass. Er schüttelt mir höflich die Hand und sagt Hallo. Kurz darauf ist Waspfighter da und Dave nutzt die kleine Pause, um Streety zu sagen, es gäbe gleich Dinner. „Oh, we’ve gotta go then“, sagt Streety zu mir. „Sure“, ist meine Antwort und eh ich mich’s versehe, legt er den Arm um mich und drückt mich ganz schön feste, während er mir gleichzeitig einen herzlichen Schmatzer auf die Wange gibt:„It was nice to meet you. See you.“ – „See you. Take care.“
Ich bin echt positiv überrascht. Nicht nur, dass ich Streety und Joel bestens verstehe, zumindest Streety versteht mein Englisch problemlos. Joel hatte etwas mehr Mühe, dafür habe ich Schwierigkeiten, Dave zu verstehen. Aber das wird schon noch.
Richtig super fand ich auch die Wortwahl. Kein einziges fuck, shit, crap, bloody, oder so. Wow! Bei den Ami Musikern ist doch immer mindestens jedes zweite Wort Fuck. Airbourne sind doch immer wieder für eine Überraschung gut.
Wir machen uns auf den Weg Richtung Klo. Auf halbem Weg kommt uns Joel entgegen, flott unterwegs, wohl auch schon geduscht, aber zusätzlich auch wieder angezogen und mit geföhnten Haaren. Ich steuere leicht in seine Richtung und er macht keinen Fluchtversuch. Ich rufe ihm entgegen: „Thanks for the shower, that was just what we needed!” Er grinst übers ganze Gesicht, ist offensichtlich bester Laune: “Yeah, it was really hot, huh?“ Waspfighter wechselt dann noch ein paar Worte mit ihm, dann macht Joel mit uns Fotos und erzählt danach, er habe soeben das erste Live-Material gesehen und es sei super. „You’re in it, too“, sagt er zu Waspfighter, dann zu mir „And you, too, during Girls in Black.“
Herald versucht von hinten vorbeizulaufen, aber ich schnappe ihn am Arm: „Halt, halt! Nicht so schnell!“ Ich ziehe ihn zu mir und drücke ihn. „Vielen Dank, du bist einfach ein lieber Kerl.“ Er grinst und erwidert die Umarmung: „Ach, das ist doch nichts...“ Bescheiden wie immer. Ich weiss, er muss weiter und ich lasse ihn los, halte ihn noch einen Moment bei der Hand. Er ist aber auch immer in Eile, Mr Speed persönlich. Na ja, irgendwann haben wir mal Zeit für ein Bier und eine Unterhaltung in Ruhe.
Joel muss auch weiter, sagt tschüss und geht hinter Herald her, in die Richtung, aus der er eigentlich gerade gekommen war.
So. Jetzt suchen wir uns aber ein Klo. Gar nicht einfach. Alle sind entweder abgesperrt, nur für Stars, oder einfach sonst geschlossen. Tss. Da bleibt nur noch die Toilette im Raum mit der Aufschrift „Male Shower“. Ich bin mir nicht so sicher, dass das eine gute Idee ist, aber was kann man machen. Klar, Waspfighter vor der Türe positionieren. Erst geht Andrea. Alles klar. Jetzt bin ich dran. Boah, ist das mühsam, wenn die nassen Klamotten so richtig an einen kleben. Zum Glück fluche ich nicht laut, denn als ich wieder zur Türe raus komme, steht da Ryan davor. Ich bin zu überrascht, um peinlich berührt zu sein und strahle ihn an, als wäre das die normalste Sache der Welt: „Heeeyy! Hi!“ Er strahlt zurück: „Hellooo!“ und schon sind wir ohne Zwischenfall aneinander vorbei. Ich hätte ihn ja auch gerne geküsst und ein wenig mit ihm gequatscht, aber ich muss mir ja noch die Hände waschen und ihn in Ruhe seinen Angelegenheiten nachkommen lassen. Wo ist eigentlich Waspfighter? Kaum bin ich zur Garderobentüre raus, sehe ich ihn. Lacht der sich doch halb tot im Vorraum, hat schon einen ganz roten Kopf! Soso.
Wir gehen Gentleman gucken. Andrea ist auch ganz lieb mit mir in die erste Reihe bei Airbourne gekommen, also überlasse ich ihr die Platzwahl bei Gentleman. Der Sound gefällt mir, der Typ auch. Er ist witzig und nett und gibt die Resultate vom Spiel um den 3. Platz bei der WM mit Humor durch.
Nach der Show treffen wir uns im Pressezelt mit Waspfighter, der während der Show erst Fotos von Gentleman gemacht hat und es sich nachher gemütlich gemacht hatte mit Streety. Wir trinken noch was, chillen, lassen uns beim Fussball auf dem Laufenden halten und reden unter anderem über Greg. Ich persönlich zweifle ja langsam daran, dass er überhaupt existiert. Aber Andrea sagt: „Ist das nicht der, den wir in Bochum getroffen haben?“ Unglaublich, sie hat Greg gesehen! Da muss ich nachhaken: „Was? Du hast das PHANTOM gesehen?!“ Waspfighter lacht sich tot. Und Greg hat einen neuen Nickname.
Als wir das nächste Mal zum Wagen gehen, sind Airbourne im Begriff aufzubrechen. Der Chauffeur ist mies gelaunt. Oi. Und der muss noch die ganze Nacht durch fahren. Pass mir ja auf deine Ladung auf, wir wollen die im November gesund und munter zurückhaben.
Waspfighter, Andrea und ich sitzen dann noch etwas beim Catering-Zelt, hören von weitem Amy McDonalds zu, sind uns einig, dass wir die nicht sehen müssen. Dann fahren die zwei mich noch zum Hotel und wir verabschieden uns.
Am nächsten Morgen um 6.45 Uhr schlage ich die Augen auf. Kopfschmerzen. Aufstehen, Aspirin, Cola hinterher, wie ferngesteuert wieder in Richtung Bett. Da überkommt mich die Neugier, ich schaue aus dem Fenster. Nein, was ist das denn? Da hüpft ein braunes Kaninchen vergnügt auf der Wiese herum! Ich glaube, ich werde noch zur Kaninchen-Flüsterin.
10.07.2010 Campus Invasion – MTV – Göttingen
Eine Affenhitze ist das. Dreihundert Meter vom Bahnhof zum Hotel und ich habe das Gefühl, ich schmelze. Und die Rezeptionstante ist gereizt und nicht im Mindesten kooperativ. Zum Glück kommt Waspfighter mit seiner Freundin und siehe da, wenn er die Initiative ergreift, klappt das plötzlich.
Wir checken schnell ein und gehen gleich los. Schauen, ob wir vielleicht unsere „normalen“ Tickets umtauschen können in Media-Tickets, damit wir von Waspfighter nicht die ganze Zeit getrennt sind. Es dauert ganz schön lange und braucht viel Geduld, aber am Ende haben wir dann doch unsere Pässe und können damit – zwar nicht wirklich „back Stage“ im wahrsten Sinn des Wortes, aber wenigstens mit auf den Parkplatz, wo Waspfighters Auto – mit Getränken – steht. Das ist natürlich günstiger, als aufm Gelände was zu kaufen. Speziell bei dem Wetter. Phu.
Nach dem Parkieren und kurz was Trinken gehen wir aufs Gelände, hängen das Banner am Eingang auf, dann schauen wir uns um. Adam und sein Tech-Kumpel stehen gemütlich beim Biertrinken am Cateringzelt. Wir winken uns zu.
Wo ist das Pressezelt? Ach da. Und wie sieht’s vor der Bühne aus? Juhu! Keine Wellenbrecher! Und das Stadion ist auch nicht so riesig, wie ich befürchtet hatte. Der Einlass hat schon angefangen und wir sind nicht allein, da sind schon einige Leute da. Zuerst geht’s zum Marlboro Zelt. Ich rauche zwar nicht, aber ich kriege trotzdem ein Feuerzeug zum Gravieren. Da kommt mir die Idee, ich könnte doch meins mit „Streety“ gravieren lassen und falls ich ihn dann treffe, hätte ich gleich eine kleine Widergutmachung für die Verwirrung ob Waspfighter‘s Sack-Wolf von letzter Woche. Gesagt, getan. Sieht gut aus.
Matze und sein Kumpel begegnen uns auch schon früh und wir verabreden, so ab 16.00 Uhr dann langsam nach vorne zu gehen.
Wir gehen ins Pressezelt und erfahren dort, dass Airbourne für ein Interview angefragt worden seien. Mehr wissen die dort aber auch nicht. Wir wollen mal schauen, ob wir jemanden von der Airbourne Crew finden, um zu fragen, ob wir dabei sein dürfen (Fotos machen, eventuell Fragen stellen). Leider ist Herald nicht zu finden. Immerhin, Joel ist unterwegs. Wir sagen kurz Hallo, dann frage ich ihn ob er wegen dem Interview Bescheid wisse, wann das sei und ob’s wohl eine Möglichkeit gäbe, dass wir dabei sind. Er sagt dann, er wisse leider auch nur, dass es eins geben soll. Das sei oft so, sie würden dann gerufen, wenn’s soweit sei, gehen hin und machen das Interview. Er könne uns leider auch nicht weiterhelfen. Okay, danke Mate und wir schauen weiter, ob da noch jemand ist.
Leider haben wir kein Glück und die Zeit vergeht unheimlich schnell. Wenn ich in der ersten Reihe sein will, ist höchste Zeit. Matze steht doch sicher schon längst ganz vorne. Will auch.
Waspfighter hat einen Fotopass, also muss er raus, um die ersten drei Songs mit fotografieren zu können. Andrea und ich arbeiten uns langsam vor, während Jennifer Rostock und Madsen spielen. Beide nicht schlecht, aber ich bin konzentriert darauf, ein Plätzchen für uns zu finden. Ab und zu werden wir geduscht, ist auch dringend nötig, in der Hitze. Leider kriegen wir manchmal einen riesen Schwall Wasser ab, dann wieder gar nichts. Nicht sehr begabt, die Security. Anfangs haben wir noch etwas Schatten, aber die Sonne wandert schnell und als wir kurz vor Airbourne auch tatsächlich in der ersten Reihe stehen, scheint sie uns voll an den Kopf. Bleh. Die Wasserspritzaktionen kommen leider nur selten bis zu uns nach vorne, wahrscheinlich versuchen sie, den Boden vor der Bühne trocken zu halten und damit uns leider auch. Trinkwasser ist auch Mangelware. Ein einziges grünes Kübelchen Wasser wird da herumgetragen und wenn man richtig Glück hat, kriegt man auch was ab.
Waspfighter hat uns bei Madsen schon mit Traubenzucker und Wasser versorgt, aber trotzdem ist die Hitze nicht leicht auszuhalten.
Das ist schnell vergessen, als Airbourne auf die Bühne stürmen. Das hier ist ein gemischtes Publikum, viele kennen Airbourne nicht, die gilt es erst mal zu überzeugen.
Streety sieht mich kurz an, reisst die Augen auf wie üblich und schon geht’s los mit Headbanging in Überschallgeschwindigkeit. Ich kann mich auch nicht wirklich zurückhalten, versuche es gar nicht, schliesslich muss die Show vorhalten bis im November. Also rocken was das Zeug hält.
Joel zeigt auf uns in unsern German Crew T’Shirts und sagt was, leider kann ich’s nicht verstehen, mein Kopf dröhnt und schmilzt gleichzeitig während die Welt an mir vorbeisaust.
Die Aussies sind ja zwar warmes Wetter gewöhnt, aber diese drückende Hitze bringt natürlich jeden, der den kleinen Finger hebt, gleich ins Schwitzen, geschweige denn, wenn man wie von der Tarantel gebissen über die Bühne sprintet. Joel verdreht die Augen wie ein Wahnsinniger und hat auch sonst noch so einige irrwitzige Gesichtsausdrücke drauf. Ich denke kurz daran, dass mir mal jemand gesagt hat, er sei auf der Bühne nicht sich selbst. Jaa... könnte was dran sein.
Bei „Girls in Black“ singt mich Streety nicht nur an wie immer, dieses Mal zeigt er sogar auf mich, kurz bevor wir zum nächsten Banging-Intervall abtauchen. Wir singen, bangen und rocken wie die Verrückten.
Macht sicher auch mehr Spass, wenn jemand mitmacht. Leider sind ausgerechnet vorne ziemlich viele Nicht-Airbourne-Fans, die etwas dumm rumstehen.
Die Kameras sind dezent im Hintergrund und stören unsere Interaktion überhaupt nicht. Die meiste Zeit denk ich gar nicht mal dran, dass gefilmt wird.
Joel klettert heute mal wieder auf unserer Seite hoch, um sein Solo zu spielen. Cool, ich kann ihn super gut sehen. Woohoo! Rock’n’Roll! Hach, Reinhold Messner ist nichts dagegen!
Es ist echt total heiss vorne und Joel will Abhilfe schaffen. Er schnappt sich den Wasserschlauch von den verdutzten Ordnern und schleppt ihn auf den Vorbau der Bühne. Mann, der hat unheimlich Kraft, das ist kein Gartenschlauch, sondern ein richtiger Feuerwehrschlauch, der muss total schwer zu halten sein, aber Joel kann das. Er zielt auf mich und Andrea. Ich befürchte schon, dass wir gleich weggespült werden, aber er dreht das Wasser so auf, dass wir wunderbar sanft und kühl geduscht werden. Einfach nur super! Der Rest vom Publikum kommt dann natürlich auch noch dran und jubelt erfreut. Joel kann das viel besser, als die Security. Als er das Wasser wieder abdreht, haut es ihn dann doch noch um, ist aber nix passiert.
Einmal stürmt Streety full speed nach vorne, streckt mir die Zunge raus und reisst die Augen auf wie ein Maori-Krieger, um dann gleich ganz am Rand vorne wild zu bangen. Ich mache natürlich sofort mit, während ich mich noch frage, woher die Angewohnheit wohl kommt. Egal, es sieht heiss aus und reisst mit, mach weiter so, Streety!
Dave verbringt viel Zeit auf unserer Seite der Bühne und schaut herum, was hier so abgeht. Ein Blick zu Ryan zeigt, dass der sich mal wieder völlig verausgabt. Wahnsinn. Was für ein Schwerarbeiter.
Joel schaut öfter, ob ich mitsinge. Das tue ich auch, aber ich kann heute einfach nicht aufhören mit dem Headbangen. Also ist Multitasking angesagt.
Bei „Too much too young” macht Streety seinen “Paranoia on every STREET”-Hüpfer dieses Mal zu Adam auf der Seite der Bühne. Schade, wir hatten etwas Kleines vorbereitet, aber das machen wir dann halt im November, wenn vielleicht auch noch ein bis zwei Leute von der German Crew mehr mitmachen können. Immerhin, den Schluss der Show kann Waspfighter mit uns an der Front feiern, zu dritt macht’s noch mehr Spass!
Als der Gig fertig ist, bin ich es auch. Fix und fertig. Mir ist schwindlig, ich habe das Gefühl, mein Hirn kocht. Herald wirft mir eine Wasserflasche zu, die ich grade noch so fangen kann. Jemand langt mir auf die Schulter, ich merke es nicht mal. „Hey, schaust du mich wenigstens mal kurz an?!“ Ich drehe mich um. Oh, Matze! Sorry. Ich bin... dann kann ich mich nicht mehr wirklich erinnern. Das nächste, was ich noch weiss, ist, dass ich langsam hinter Andrea her zottle und dabei auf ihre Füsse schaue, damit sich die Erde nicht zu sehr dreht. Irgendwie kommen wir im Pressezelt an, wo Waspfighter uns erst mal mit Food und Drink versorgt. So ganz langsam komme ich wieder zu mir.
Andrea und ich sind vom Wasser und vom Schwitzen klitschnass. Bis auf die Unterwäsche. Die Schuhe, alles. Ich packe mein Geld aus. Oh. Auch nass. Kann ich später wohl zum Trocknen aufhängen oder Origami damit machen. Das Feuerzeug für Streety. Auch nass. Funktionstest. Yay! Es geht noch. Nur ich gehe nicht mehr. Ich kann schon gar nicht mehr auf Deutsch denken, wie soll ich das Ding denn jetzt an den Mann bringen? Aber der Gedanke ist schnell wieder weg, bin einfach nicht fit genug, um mir Gedanken zu machen.
Wir gehen zum Parkplatz, Andrea und Waspfighter haben was von umziehen gesagt, glaube ich.
Da läuft Streety ein paar Meter vor uns durch, klitschnass wie wir, bekleidet nur mit Sonnenbrille, Badeshorts und Handtuch. Waspfighter hat mein nasses Feuerzeug nicht vergessen: „Da isser doch!“ Streety dreht sich leicht zu uns um, sieht uns, hält an, kommt uns entgegen. Wir treffen uns auf halbem Weg. „Hi Justin“, sage ich und umarme ihn nur leicht, schliesslich trägt er kaum was und ich bin auch noch total nass von der Show. „I’m Jamila. Eventually I get to say hello to you.” Er grinst verlegen. Dann rede halt ich weiter: “That was a hot show, in so many ways.” Jetzt lacht er und entspannt sich ein wenig. Ich: “Wait a moment. I’ve got something for you. A little something.” Er schaut neugierig zu, wie ich das Feuerzeug aus der nassen Hose fische. „Sorry, it’s wet from Joel’s shower.“ Er nimmt es, sieht den Schriftzug und strahlt erfreut: „Did you have it made for me?“ Endlich spricht er! „Yeah, there’s a promotion tent over there where you can have these with your name on them. But I don’t smoke. And I thought I might meet you today.” Er schaut es nochmal an, schaut wieder zu mir: “It’s really cool! Thank you!“ Und schon steckt er das Ding in seine Hose.
Von der Seite kommt ein Wagen und wir treten zurück. Streety schaut mich interessiert an: „What’s your name?“ „Jamila.“ Ich will jetzt keine Namensdiskussion, also frage ich: „You’re going back to Australia soon, right? First Canada, then the US, then Australia? What are your plans?” Streety: “We’re here for one more week. Tonight we drive to Amsterdam, we’ve gotta be there by 5 in the morning. Then we go to Scotland for a festival, T in the Park. After that, we’ve got a festival in France, then another two, I think.” – “The last one’s in the Netherlands?” – “Yes, Zwarte Cross. Then we fly over to Canada, then the US and then to Australia in October.” – “Do you have time for a holiday there?” – “We do two weeks of promotion and then we have some shows.” – “I’d love to see you play in Australia, but I can’t come, I gotta work. Maybe next year.” Waspfighter sagt zu ihm: “She’s been to 21 of your shows now!” Streety scheint etwas beeindruckt und lächelt: “Thank you for coming to so many of our shows.” – “Thank YOU for doing all these shows, I really love them.” Streety: “It’s great to see you rock out with us. You keep me going.” Jetzt bin ich verlegen und vielleicht auch etwas rot, wow, ein super Kompliment. Ich strahle ihn an: „Likewise. It’s so good to rock with you.”
Waspfighter versucht die Situation von letzter Woche in Essen aufzuklären, aber Streety schaut nur verwirrt. Ob er es schon vergessen hat? Gut möglich, bei allem, was die ständig erleben. Ich versuche es auch noch einmal: „You know, last week in Essen. Waspfighter was standing there with his hands down his pants and you were walking by? You looked pretty suprised!” – “Oh?” – “But really, he was just sore in all the wrong places.” Streety reisst die Augen auf, als Mit-Mann schmerzt ihn wohl schon der blosse Gedanke daran. Ich weiter: „Just so you know it wasn’t some kind of strange European mating ritual.” Er lacht. Auch wenn er vermutlich keinen Schimmer hat, wovon wir reden.
Waspfighter sagt, er gehe dann mal seine Kamera holen und schon ist er weg.
„Is it like this in Australia in summer?” Streety: “Pretty much like this, maybe even hotter.” – “Last week in Belfort was really hot, too.” Er schaut verwirrt. Ich: “Belfort? Where there was the enormous dustcloud?” Das Fragezeichen in seinem Gesicht wird grösser. „The day before Essen? Eurockéennes in Belfort? FRANCE???“ Er lässt die Haare runter, schüttelt leicht den Kopf und grinst mich verlegen unter den Haaren hervor an: „I don’t remember.“ – „Don’t remember?“ Ich muss lächeln bei dem Gedanken, kommt mir so bekannt vor.
Gut, zu einem anderen Thema: „You haven’t been in Australia for a long time, have you?“ – „Yeah.“ – „Do you sometimes get homesick?” Er zögert: “Hm, yes, sometimes I do get a little homesick.” – “But you’re gonna see all your friends and family again when you’re back in Australia? How long has it been since you last saw them?” Er strahlt bei dem Gedanken: “Yes, I’m gonna see them all again. The last time I saw them was about eight or nine months ago.” – “You haven’t played any shows in Australia in a long time, right?” – “Yeah, the last shows were, I think, in 2007.” – “Are you nervous about playing there again after such a long time?” – “Nah, I’m not nervous, it’s been a long time but it’s gonna be good.”
Mir fällt grade “Get on ya Bikes“ ein: „I wanted to ask you about a song. I found a short video clip on youtube. The song’s called “Get on ya Bikes.”" Er spitzt die Ohren und schaut überrascht. “Did you ever record it? We couldn’t find any more information on it. What happened to it?” – “We decided not to put it on the cd. But I think it ended up a b-side.” Kurze Pause, dann fragt er: “You couldn’t find any information?” Ich schüttle den Kopf: “No, we searched the entire internet. There’s nothing.” Er scheint etwas verwirrt: “Maybe it was a special edition.“ Ich darauf: „Well, you could put it on a special edition now! After all, there are about seven different versions of “No Guts. No Glory.”, I think.” Er macht grosse Augen: “Seven?” – “Yes, and I have three of them. I couldn’t resist.” Er grinst: “Maybe we could put it on a dvd. We have a lot of material.” Ich: “That’s a good idea! A live-DVD would be cool, and with all the festivals here you really have a lot of great material by now.” Kurze Denkpause, der Gedanke scheint ihm zu gefallen.
Dann sagt er: “Did you know... we’re coming back for more shows this year!” – “Yes. In November?” Er nickt und ich füge hinzu: “I’ll be there, so you’re gonna have to put up with me again.” Streety gibt mir ein toothy Grin der feinsten Sorte: “That’s gonna be cool.“
Jetzt muss ich doch mal nachfragen, wie es kommt, dass sie in einem Jahr zweimal touren UND auch noch Sommer Festivals machen: „You’re playing a lot of shows in Germany, how comes? Is that cause you’re most successfull here or do they just keep booking you?” – “A bit of both, I guess. And we really like it here.”
Mir fällt auf, dass Andrea noch so gar nichts gesagt hat: „How did you like the show today?“ Sie schaut mich an, sagt dann, sie spreche kein Englisch. Oh, sorry! Ich schnell zu Streety: „She says she doesn’t speak Englisch.” Dann zu Andrea: “Möchtest Du was sagen?” Andrea schaut Streety an und sagt erst mal „Hallo.“ Streety zurück: „Hello.“ Dann sagt sie zu mir: „Die Show hat mir sehr gut gefallen“, und ich übersetze gleich mal „she liked your show very much.“ Streety antwortet Andrea ohne nennenswerten Akzent auf Deutsch: „Dankeschön!“ und strahlt.
Ich zu ihm: „Oh, you speak German! So we gotta be careful now when we talk about you!” Er lacht: “No, no, I know only a few words!” Er zählt auf: “Dankeschön, neun,...” Ich kann mich an den Rest nicht mehr erinnern, habe wohl zu lange herumstudiert, wozu er „neun“ gelernt hat. „So you learned a few words in each language? Italian, French,...?” Er beeilt sich: “No, just German.”
Aus der andern Richtung kommt David daher, auch nicht angezogener und tropfnass. Er schüttelt mir höflich die Hand und sagt Hallo. Kurz darauf ist Waspfighter da und Dave nutzt die kleine Pause, um Streety zu sagen, es gäbe gleich Dinner. „Oh, we’ve gotta go then“, sagt Streety zu mir. „Sure“, ist meine Antwort und eh ich mich’s versehe, legt er den Arm um mich und drückt mich ganz schön feste, während er mir gleichzeitig einen herzlichen Schmatzer auf die Wange gibt:„It was nice to meet you. See you.“ – „See you. Take care.“
Ich bin echt positiv überrascht. Nicht nur, dass ich Streety und Joel bestens verstehe, zumindest Streety versteht mein Englisch problemlos. Joel hatte etwas mehr Mühe, dafür habe ich Schwierigkeiten, Dave zu verstehen. Aber das wird schon noch.
Richtig super fand ich auch die Wortwahl. Kein einziges fuck, shit, crap, bloody, oder so. Wow! Bei den Ami Musikern ist doch immer mindestens jedes zweite Wort Fuck. Airbourne sind doch immer wieder für eine Überraschung gut.
Wir machen uns auf den Weg Richtung Klo. Auf halbem Weg kommt uns Joel entgegen, flott unterwegs, wohl auch schon geduscht, aber zusätzlich auch wieder angezogen und mit geföhnten Haaren. Ich steuere leicht in seine Richtung und er macht keinen Fluchtversuch. Ich rufe ihm entgegen: „Thanks for the shower, that was just what we needed!” Er grinst übers ganze Gesicht, ist offensichtlich bester Laune: “Yeah, it was really hot, huh?“ Waspfighter wechselt dann noch ein paar Worte mit ihm, dann macht Joel mit uns Fotos und erzählt danach, er habe soeben das erste Live-Material gesehen und es sei super. „You’re in it, too“, sagt er zu Waspfighter, dann zu mir „And you, too, during Girls in Black.“
Herald versucht von hinten vorbeizulaufen, aber ich schnappe ihn am Arm: „Halt, halt! Nicht so schnell!“ Ich ziehe ihn zu mir und drücke ihn. „Vielen Dank, du bist einfach ein lieber Kerl.“ Er grinst und erwidert die Umarmung: „Ach, das ist doch nichts...“ Bescheiden wie immer. Ich weiss, er muss weiter und ich lasse ihn los, halte ihn noch einen Moment bei der Hand. Er ist aber auch immer in Eile, Mr Speed persönlich. Na ja, irgendwann haben wir mal Zeit für ein Bier und eine Unterhaltung in Ruhe.
Joel muss auch weiter, sagt tschüss und geht hinter Herald her, in die Richtung, aus der er eigentlich gerade gekommen war.
So. Jetzt suchen wir uns aber ein Klo. Gar nicht einfach. Alle sind entweder abgesperrt, nur für Stars, oder einfach sonst geschlossen. Tss. Da bleibt nur noch die Toilette im Raum mit der Aufschrift „Male Shower“. Ich bin mir nicht so sicher, dass das eine gute Idee ist, aber was kann man machen. Klar, Waspfighter vor der Türe positionieren. Erst geht Andrea. Alles klar. Jetzt bin ich dran. Boah, ist das mühsam, wenn die nassen Klamotten so richtig an einen kleben. Zum Glück fluche ich nicht laut, denn als ich wieder zur Türe raus komme, steht da Ryan davor. Ich bin zu überrascht, um peinlich berührt zu sein und strahle ihn an, als wäre das die normalste Sache der Welt: „Heeeyy! Hi!“ Er strahlt zurück: „Hellooo!“ und schon sind wir ohne Zwischenfall aneinander vorbei. Ich hätte ihn ja auch gerne geküsst und ein wenig mit ihm gequatscht, aber ich muss mir ja noch die Hände waschen und ihn in Ruhe seinen Angelegenheiten nachkommen lassen. Wo ist eigentlich Waspfighter? Kaum bin ich zur Garderobentüre raus, sehe ich ihn. Lacht der sich doch halb tot im Vorraum, hat schon einen ganz roten Kopf! Soso.
Wir gehen Gentleman gucken. Andrea ist auch ganz lieb mit mir in die erste Reihe bei Airbourne gekommen, also überlasse ich ihr die Platzwahl bei Gentleman. Der Sound gefällt mir, der Typ auch. Er ist witzig und nett und gibt die Resultate vom Spiel um den 3. Platz bei der WM mit Humor durch.
Nach der Show treffen wir uns im Pressezelt mit Waspfighter, der während der Show erst Fotos von Gentleman gemacht hat und es sich nachher gemütlich gemacht hatte mit Streety. Wir trinken noch was, chillen, lassen uns beim Fussball auf dem Laufenden halten und reden unter anderem über Greg. Ich persönlich zweifle ja langsam daran, dass er überhaupt existiert. Aber Andrea sagt: „Ist das nicht der, den wir in Bochum getroffen haben?“ Unglaublich, sie hat Greg gesehen! Da muss ich nachhaken: „Was? Du hast das PHANTOM gesehen?!“ Waspfighter lacht sich tot. Und Greg hat einen neuen Nickname.
Als wir das nächste Mal zum Wagen gehen, sind Airbourne im Begriff aufzubrechen. Der Chauffeur ist mies gelaunt. Oi. Und der muss noch die ganze Nacht durch fahren. Pass mir ja auf deine Ladung auf, wir wollen die im November gesund und munter zurückhaben.
Waspfighter, Andrea und ich sitzen dann noch etwas beim Catering-Zelt, hören von weitem Amy McDonalds zu, sind uns einig, dass wir die nicht sehen müssen. Dann fahren die zwei mich noch zum Hotel und wir verabschieden uns.
Am nächsten Morgen um 6.45 Uhr schlage ich die Augen auf. Kopfschmerzen. Aufstehen, Aspirin, Cola hinterher, wie ferngesteuert wieder in Richtung Bett. Da überkommt mich die Neugier, ich schaue aus dem Fenster. Nein, was ist das denn? Da hüpft ein braunes Kaninchen vergnügt auf der Wiese herum! Ich glaube, ich werde noch zur Kaninchen-Flüsterin.
* * * Blessed are the cracked, for they let in the light! * * *
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Starlight ()