Tourbericht - Airbourne im Liquid Room, Edinburgh - 26. Juli 2016

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    • Tourbericht - Airbourne im Liquid Room, Edinburgh - 26. Juli 2016

      Montag, 25. Juli 2016, Edinburgh

      Mit Gepäck durch die Rush Hour in London ist ja nie ein Spass, aber es kommt mir so vor, als seien heute alle Leute von ganz London unterwegs. Boah, in der Tube ist es total heiss. Da kann man sich ganz leicht wieder erkälten...

      Ich bin trotz Rush Hour pünktlich am Bahnhof Kings Cross und der bis auf den letzten Platz besetzte Zug verlässt den Bahnhof pünktlich.

      Als ich in Edinburgh ankomme, bin ich erst mal etwas überwältigt und eingeschüchtert. Hier ist alles riesig, die Dimensionen sind unglaublich, das hätte ich nicht erwartet.

      Durch den Bahnhof führen sogar zwei Strassen. Über den ganzen Bahnhof führt eine riesige Brücke, die North Bridge. Auf jedem Hügel sind massive Gebäude, alt und imposant.

      Ich fühle mich grade etwas klein und verloren.

      Dafür ist das Hotel super. Ein grosses, sauberes, modernes Zimmer, ein sehr bequemes Bett, was will man mehr? Nachdem ich mich eingerichtet habe, mache ich mich auf in die Stadt.

      Ich schaue mir die Royal Mile an und die St. Giles Cathedral. Die ist schön und alt, aber hoffnungslos überfüllt mit Touristen. Es kommt deshalb leider keine richtige Kathedralen-Stimmung auf.

      Anschliessend spaziere ich auf den Calton Hill. Da oben gibt es ein paar Gebäude, sowas wie eine Akropolis und ein Observatorium, aber die sind mir egal, der Blick über Edinburgh ist grandios. Da es ganz schön kalt und windig ist, bleibe ich aber nicht allzulange. Zurück im Hotel gönne ich mir dann ein heisses Bad. Das tut gut.

      Liz gibt mir die neusten Tourdaten für Airbourne in UK im November durch. Wow, so viele! Der Vorverkauf startet ausgerechnet, während ich noch unterwegs bin. Wir werden sehen, wie das geht mit dem Mobile.


      Dienstag, 26. Juli 2016, Liquid Room, Edinburgh

      Heute ist Sightseeing angesagt. Ich will mir Edinburgh Castle ansehen, aber schon auf dem Weg dahin wird klar, dass halb Edinburgh das gleiche Ziel hat. Für das Ticket muss ich dann erst mal geduldig Schlange stehen. Drin ist es auch nicht besser, ganze Horden von Asiaten, Indern und diversen Bleichgesichtern haben die Burg eingenommen und schiessen Fotos. Es ist mir definitiv zu bevölkert.

      Das Schloss selbst ist beeindruckend, es gibt viele Gebäude, Museen, eine Kapelle, Gefängnisanlagen, das ist wirklich sehenswert. Für die Kronjuwelen ist mir die Schlange dann aber doch zu lang, die erspare ich mir. Lieber noch ein wenig die alten Gemäuer anfassen und schauen, ob ich irgendwelche Bilder reinkriege.

      Nachdem ich dem kollektiven Fotowahnsinn auf der Burg entflohen bin, muss ich erst mal etwas weg vom Trubel. Ich biege in eine Seitenstrasse ein und schon herrscht himmlische Ruhe. Ich will durch den Princess Park zum Bahnhof, um mir dort ein paar Dinge zu kaufen. Auf dem Weg durch den Park kann ich die Augen nicht vom Scott Monument lassen. Ein riesiges, dreckig schwarzes gothisches Teil, das trotzig in den Himmel ragt. Eine Mischung aus Sarumans Turm (Lord of the Rings) und romulanischem Kampfschiff.

      Zu meiner freudigen Überraschung kann man in einem der Türme hochsteigen. Die Wendeltreppe aus massivem Stein ist vertrauenerweckend, aber ganz schön dunkel und eng. Insgesamt gibt es vier Plattformen und jedes Mal wird beim Hochsteigen die Treppe noch etwas enger. Wenn Leute runterkommen, muss man sich richtig aneinander vorbeiquetschen, mit vollem Körperkontakt. Aber alle sind gut drauf, dann geht das schon.

      Ich geniesse den grandiosen Ausblick über Edinburgh, hier oben ist es phantastisch.

      Auf dem Weg zurück zum Hotel kaufe ich mir Medikamente und Food, dann esse ich was und ziehe meine Konzertklamotten an.

      Um 17.00 Uhr treffe ich mich mit Liz und Rich und ihren zwei Töchtern. Es ist so schön, sie alle wieder mal zu sehen. Liz sagt mir, sie hätte Streety erst gar nicht erkannt, als sie heute Nachmittag das Interview machen durften und er da sass mit einem komischen Hut („hat“). Sie habe ihm gesagt, „Jamila’s coming later“, und er habe sich gefreut. „Oh, that’s great. I talked to her from the stage the other day at Ramblin Man.”

      Nach dem Essen geht’s dann zum Venue, mittlerweile regnet es. Es stehen doch schon ein paar Leute in der Schlange, ob es wohl für die Barriers noch reicht? Und wo es wohl zur Bühne geht? Treppe rauf oder runter?

      Die Wartezeit vergeht wie im Flug, wir zwei haben viel zu besprechen, während Rich und die Girls im nächstgelegenen Pub im Trockenen warten. Dann können wir rein. Die Frau am Eingang sagt, Treppe rechts geht’s runter zum Floor, Treppe links zum Balkon. Danke, das ist super!

      Als wir reinkommen, ist genau unser Platz noch frei. Der Raum ist klein, es gibt obenrum einen Balkon, hinten auf dem Floor steht die obligatorische Bar. Die Bühne ist winzig und auch nicht tief. Drei Amps stehen auf jeder Seite, grade noch so mit Mühe reingequetscht. Einen Eingang von der Seite gibt es nicht, sie werden also von hinten am Drumkit vorbeiklettern müssen.

      Rich und die Mädels stehen etwas weiter hinten rechts, nur Liz und ich sind bei Streety. Neben Liz drückt einer rein und nun sind wir plötzlich ziemlich weit in der Mitte. Da will ich eigentlich nicht hin, denn es ist zu erwarten, dass es wild zu und her geht. Ich schlage dem Typen vor, an meinen Platz zu kommen und Liz und ich rücken etwas weiter nach links. Wie sich später herausstellt, war das eine weise Entscheidung.

      Die Supportband kennen wir nicht. Sie stellen sich zwar vor, aber den Namen verstehen wir nicht. Hm. Ist schon okay, da wir vom Sound jetzt nicht so vom Hocker gerissen werden. Sie spielen auch extrem laut, wozu eigentlich? Zum Glück habe ich meinen Gehörschutz, aber sogar mit dem kommt es mir schrecklich laut vor und die Haare auf meinen Armen stehen hoch, während alles in mir vibriert. Too much.

      Um kurz vor 21.00 Uhr klettern die Jungs dann hinterm Drumkit hervor und legen los mit Ready to Rock. Weil der Fotograben so schmal ist, müssen wir uns mit Headbangen etwas zurückhalten, während die Fotografen da sind.

      Joel grinst, er freut sich, uns zu sehen. Und weil die Bühne so schön klein ist, habe ich heute den Blick frei auf Ryan. Er prustet schon beim ersten Song wie ein brünftiges Walross und schlägt auf die Drums ein, was das Zeug hält.

      Der Sound ist gut, aber irgendwas scheint nicht zu stimmen. Streety geht öfter zu seinem Bassverstärker und schaut konsterniert. Von unten leuchtet Adam mit der Taschenlampe, damit Streety seine Regler besser sehen kann.

      Unverrichteter Dinge dreht sich Streety wieder zum Publikum. Als sich unsere Blicke treffen, zuckt er mit den Schultern und setzt eine ratlose Miene auf.

      Joel macht gleich mal seinen Transmitter kaputt und kriegt schnell einen neuen von Mick. Auf dieser Tour scheint es technisch nicht so sauber zu laufen, wie sonst immer. „First song and I’m already breaking stuff“, kommentiert Joel grinsend ins Mikro.

      Hinter uns ist ein riesen Getümmel, die Fans feiern ab wie verrückt und im Pit ist mächtig was los. Niemand ist aggressiv, einfach nur total ausgelassen. Der Junge hinter mir hält die meisten Stösse von mir ab, das ist super. Der Typ, mit dem wir die Plätze getauscht haben, ist allerdings plötzlich weg. Ich kann ihn nirgends mehr sehen. Keine Ahnung, wo es den hin gespült hat. Mein neuer Nachbar ist aber auch nett und macht mir wenig Druck.

      Joel rennt höchst selbst auf den Balkon und einmal oben rum. Ein Bein schwingt er über die Brüstung und spielt ein Solo. Wir können ihn super gut sehen von hier.

      Auch wenn nicht viel Platz ist und Dave und Streety selbstverständlich Joel den Vortritt lassen, lässt es sich Streety nicht nehmen, nach vorne zu kommen, damit wir zusammen headbangen können.

      Bei Cheap Wine bringt es Joel doch tatsächlich fertig, die Flasche Wein fallen zu lassen, noch bevor er daraus trinken konnte. Adam kommt sofort auf die Bühne, um die Scherben wegzuräumen und zu putzen. Joel schaut auf ihn runter und sagt grinsend „Sorry Adam“ ins Mikro.

      Unter viel Gejohle und Geklatsche wird „Scotland the Brave“ gespielt. Das ist Tradition. Überhaupt singen viele mit, nicht nur Liz und ich kennen die Lyrics.

      Bei Running Wild versingt sich Joel total, beide Strophen hat er ganz einfach vergessen. Wir lachen und passen uns an, während er grinsend auf uns runter schielt. Streety schaut kurz fragend auf vom Spielen, so falsch ist das Zeug, was Joel da zusammensingt, dann lacht auch er und macht einfach weiter.

      Zwischendrin wird „Dog eat Dog“ angespielt und Joel singt: „... und eat cat too!“. Streety überträgt im Hintergrund das Ganze quasi in Gebärdensprache.

      Leider ist die Show um 22.20 Uhr vorbei, ich hätte gerne noch etwas weitergerockt.

      Wir gehen alle zum Hotel. Die Girls gehen ins Bett und Liz, Rich und ich setzen uns in die Hotelbar, trinken etwas und unterhalten uns bis 1.00 Uhr nachts über unsere Airbourne Abenteuer. Dann wird es auch für uns Zeit, uns zu verabschieden. Wir sind uns einig, im November sehen wir uns wieder.