Tourbericht Pratteln 10.11.2014

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    • Tourbericht Pratteln 10.11.2014

      Montag, 10. November 2014, Z7, Pratteln

      Als ich mich auf den Weg zum Z7 mache, erlebe ich eine kleine Überraschung. Der dreckige Feldweg, der das Hotel mit dem Z7 auf kürzestem Weg verbindet, ist nicht mehr. Sie haben eine schöne kleine Strasse gebastelt, woah, endlich keine schlammigen Schuhe mehr und kein in die Pfütze stolpern auf dem Heimweg in der Dunkelheit!

      Vor dem Z7 stehen schon ein paar Leute... wie sich herausstellt, die meisten Franzosen. Da Airbourne ja unverständlicherweise dort keine Show gibt, mussten sie bei uns Asyl suchen. Aber für mich heisst das auch, dass es wohl eher wild zugehen wird.

      Beim Einlass schaffe ich es wunderbar, mein Stammplätzchen vor Streety einzunehmen. Da war ich schon eine ganze Weile nicht mehr. Hinter dem Vorhang kann ich es nicht ganz genau erkennen, aber es sieht so aus, als hätten sie mit viel Schieben und Quetschen grade mal fünf Amps auf jeder Seite reingekriegt. Dafür ist die Bühne schön tief, was etwas Platz zum Rumrennen gibt.

      Auf der andern Seite etwas rechts von Joel entdecke ich die Girls, die in Winterthur neben mir gestanden haben und die auch so gerne Headbangen. Wir winken uns zu. Schön, euch wiederzusehen.

      Links neben mir stehen zwei, die dem Namen Groupie alle Ehre machen. Sowas habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Sie tragen eigentlich fast nichts, und ihre Brüste quellen bedenklich vorne raus. Die zwei haben ganz offensichtlich noch was vor heute Nacht.

      Rechts neben mir steht ein Franzose, Christoph. Wir unterhalten uns mit Händen und Füssen, Englisch, Französisch, was grade geht. Er scheint keiner der ganz Wilden zu sein, das passt gut.

      Eine Viertelstunde früher als angesagt, geht’s los, um 19.45 Uhr. Mit Sideburn haben wir alle sehr viel Spass. Die haben gute Laune, spielen dreckig und der Sound passt perfekt zu Airbourne. Super! Die kann ich gerne wieder mal sehen.

      Bonafide, ich weiss nicht. Ich bin irgendwie enttäuscht. Ich hatte mehr erwartet. Sie haben für mich zu wenig Edge, wie man so schön sagt, es klingt, als ob sie mit angezogener Handbremse unterwegs wären. Erst der letzte Song bringt uns dann alle wieder auf Touren.

      In den Umbaupausen beeilen sich alle ganz schön. Herald stellt Wasser hin, aber wegen dem Vorhang kann er mich nicht sehen. Ausgerechnet heute hätte ich aber gut eins brauchen können, fühle mich nicht gerade fit. Na ja, es wird schon gehen.

      Schon in der Umbaupause fangen die Fans an mit Sprechchören und dem Ready to Rock Chant. Sehr cool. Die Roadies können sich ein zufriedenes Grinsen nicht verkneifen.

      Endlich ist es soweit. Airbourne stürmen auf die Bühne. Streety erst mal direkt vor mich hin, er grinst und vergisst ganz, zu headbangen. Ich mache mal vor, wie das geht, er macht mit.

      Sie geben ehrgeizig Gas mit Ready to Rock, aber es ist nicht ganz so spritzig und locker wie sonst. Vor allem Streety, der ja am meisten headbangt, scheint richtig zu kämpfen. Aber er erlaubt sich nicht, allzusehr nachzulassen und schaut stattdessen nur etwas gequälter.

      Joel ist gut drauf und wir singen zusammen. Er reisst die Augen auf, grinst und zeigt auf mich „Hab dich gesehen!“. Danke, Maestro!

      Die Setlist soweit ich mich erinnern kann ist ungefähr so: Ready to Rock, Too much too young, Diamond in the Rough, Chewing the Fat, Girls in Black, Cheap Wine, No way hard way, Black Dog, Stand up for R’n’R, Live it Up und Runnin’ Wild.

      Ich habe ganz schön zu kämpfen. Keine Kraft mehr, die lange Zeit, wo’s mir schon schlecht geht mit all den schrägen und unheimlichen Symptomen, hat mich nun echt bis zum letzten ausgelaugt. Zum Glück kann ich mich an den Barriers festhalten. Hinter mir tobt die Menge. Der Pit ist riesig und die zweite Reihe ist froh, dass sie sich auch noch etwas an den Barriers verankern können. Das wiederum nimmt etwas vom Druck von mir.

      Früh im Set schnappt sich Joel ein Bier und hüpft auf den Verstärkerturm links neben uns. Von da oben kriegen wir eine ausgiebige kühle Bierdusche. Das tut gut!

      Joel steigt auf Herald auf für seinen Ritt. Hm. Ist Adam immer noch nicht fit? Ich kann Joel gut sehen auf seinem Ritt nach hinten zum Mischpult, wo er ein Solo spielt, und dann wieder zurück. Obschon er an der Bar vorbei kommt, holt er sich kein Bier. Auch etwas müde?

      Seine Stimme ist aber erstaunlich gut. Früher hatte er doch nach einiger Zeit touren mit fast absoluter Sicherheit Probleme mit der Stimme, aber nicht auf dieser Tour. Das freut mich für ihn.

      Als ich zu Ryan rüberschaue sehe ich, wie er grade Adam sein Leid klagt. Irgendwas passt nicht und Adam schaut entsprechend besorgt.

      Beim Chorus von Cheap Wine singt Streety mit mir und zieht die Augenbrauen hoch, heyy!!! Schau die Girls neben mir an. Tsc. Frecher Kerl.

      Die besagten Girls hopsen jeweils überenthusiastisch herum, wenn Streety sie möglicherweise anschauen könnte, aber erstaunlicherweise macht er das kaum. Er begrüsst lieber alte Bekannte, die weiter hinten stehen und grinst zu denen rüber, während die Groupies etwas verzweifelt ihre Auslegewahre zum Hüpfen bringen.

      Bei Cheap Wine kapiert erst keiner, was Joel will, als sie auf die Schultern sollten. Ein paar wenige schaffen es dann doch noch und das zweite Bier, das ins Publikum fliegt, wird gehalten von einem Girl. Erst freut sie sich tierisch, um eine Sekunde später ganz geschockt aus der Wäsche zu schauen. Sie hat das Bier verkehrt herum gefangen und sich alles in den Ausschnitt geschüttet!

      Joel spricht Pratteln zu meiner Überraschung perfekt aus. Er scheint Spass dran zu haben und verwendet es immer wieder „paranoia on Pratteln streets“... „and then she kicked me out and now I’m on Pratteln street” etc...

      Dave ist still und arbeitet vor sich hin. Er lächelt zwar, als er rüber kommt, aber grosse Unterhaltungen liegen nicht drin.

      Joel fliegt ein Shirt erst an den Kopf, dann direkt vor die Füsse. Er grinst nur „thank you!“ und lässt es dort liegen um es etwas später dann zurück ins Publikum zu kicken.

      Die Wall of Death bei Live it Up ist grandios! Wirklich der ganze Saal ist weit geöffnet und es gibt einen enormen Zusammenprall, boah, sieht super aus!

      Ich bin etwas erleichtert, als die Show vorbei ist. Als allererstes wirft mir Herald ein Wasser zu. Vielen Dank. Das teile ich mit Christoph. Ich bin total k.o. und muss erst mal eine Weile an den Barriers stehen bleiben. Wenn ich mich jetzt hinsetze, stehe ich nicht mehr auf.

      Mit viel Mühe schaffe ich es zurück ins Hotel. Ich zittere wie verrück, völlig erschöpft. Schade, ich hätte so gerne mehr gerockt. Hoffentlich ist nächstes Jahr alles wieder gut. Ich habe keine Lust, nur so da zustehen und den Jungs beim Rocken zuzuschauen.