Airbourne at Download

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    • Ich wäre allerdings lieber von dir zerquetscht worden als von den halbnackten Idioten. ;) Ich bin es ja schon gewohnt, dass Airbourne Shows einfach so sind. Irgendwas an Airbourne macht die Leute zum Tier. Bis dahin war doch alles sehr zivilisiert, auch bei Amon Amarth, obschon die auch viele Fans angelockt haben.
      * * * Blessed are the cracked, for they let in the light! * * *
    • Samstag, 15. Juni, und Sonntag, 16. Juni 2013, Download, Donington Park, UK

      Das Hotel habe ich echt gut ausgesucht. Es liegt nicht nur beim Bahnhof, sondern der Bus zum Flughafen steht auch direkt vor der Tür. So kann ich mir trotz früher Stunde noch ein gemütliches Frühstück leisten.

      Kaum im Flieger kommt die Müdigkeit, ich schliesse die Augen und entspanne, während die Maschine vom Boden abhebt und steigt. Plötzlich höre ich, wie die Turbinen abfallen und fühle, wie die Maschine in der Luft praktisch anhält. Einen Moment überlege ich, die Augen einfach geschlossen zu lassen und den Absturz zu ignorieren, aber dann wird es mir doch etwas mulmig.

      Ich öffne die Augen und schaue in alarmierte Gesichter meiner Mitpassagiere, aber keiner sagt was. Es ist total still. Was machen die da vorne im Cockpit eigentlich? Ich denke so für mich „das ist jetzt nicht euer Ernst?“, da dreht die Maschine nach links unten und startet in einer rasanten Abwärtskurve durch.

      Keine Ansage aus dem Cockpit. Tja, vielleicht haben sie sich verflogen und mussten kurzfristig den Kurs korrigieren, weil sie einem andern Flieger zu nahe gekommen sind? Wir werden es wohl nie erfahren. Jeder wendet sich nach dem kurzen Schreck einfach wieder dem Leben zu.

      Die Landung in Heathrow ist easy, der Transfer und die Zugfahrt nach Derby auch. Das Hotel ist wieder ganz nahe beim Bahnhof und oh wunder! die Shuttle Busse zum Festival fahren auch noch direkt neben dem Hotel ab. Zufrieden checke ich ein, ich bin wieder in dem Land, wo alle Männer Love und Darling zu mir sagen, das gefällt mir.

      Nach dem langen Reisetag bin ich schon etwas müde, aber Iron Maiden in Donington darf ich nicht verpassen. Also, warme Klamotten anziehen und los geht’s.

      Auch hier ist der Weg zur Stage Area ganz beachtlich, aber was soll’s, am Ende wartet ein Maiden Gig auf mich, das spornt an.

      Als ich mein Bändchen habe und oben auf dem Hügel stehe, von dem aus man super die Main Stage und die Zippo Encore Stage sehen kann, bin ich erst mal einfach nur platt. Meine Güte sind das viele Menschen! Und so wie’s aussieht, stehen sie von hinten bis vorne dicht an dicht. Mir wird ganz anders. Ich war noch nie ein Freund grosser Menschenansammlungen und die Festivals und Konzerte mache ich nur deshalb mit, weil ich Rocker einfach mag und mich sicher fühle bei ihnen. Diese Menge allerdings...

      Etwas widerstrebend mache ich mich auf den Weg vor die Main Stage. Dort treffe ich dann gleich auf die ersten Rocker, die mich quasi adoptieren wollen. Sie fangen, wie so oft, einfach an mit mir zu reden, stellen sich mit Namen vor und sind nett und fröhlich... und gleich fühle ich mich besser.

      Jetzt gefällt es mir hier, die Security ist eh nett, wie immer in Grossbritannien, über dem Gelände verläuft eine Zipline, an der immer wieder Rocker über’s Gelände sausen, mal in Rockpose, dann in Supermanpose und manche auch einfach nur wie ein nasser Sack.

      Der Flughafen ist in der Nähe und die steigenden Maschinen fliegen über das Gelände. Sicher sagt der Pilot dann „schauen sie jetzt links aus dem Fenster, da sehen sie ein Rockfestival“.

      Das Wetter ist erstaunlich gut für UK-Verhältnisse. Gestern hatte es geregnet, das sieht man den schlammverschmierten Hosen und Schuhen an, es geht auch ein kalter Wind, aber der Regen ist jetzt nur noch ein erträgliches Nieseln. Zum Glück ist das Gelände nicht zu tief, sicher haben sie über Nacht den Boden etwas plattgewalzt.

      Von weiter weg höre ich ein Flugzeug näher kommen, es klingt nicht wie die andern. Dann schiesst eine Maschine von hinten über die Main Stage und im Tiefflug über das Gelände. Nach anfänglicher Verwirrung bricht Jubel aus und die Fäuste werden der Maschine entgegen gereckt. Sie fliegt eine enge Kurve und überfliegt das Gelände noch zwei Mal. Sie ist noch nicht am Horizont verschwunden, als Maiden die Bühne stürmen. Bruce gibt alles, wie immer. Nicht wie immer sind allerdings seine Klamotten, die sind ungewohnt „modisch“. Ich mag meinen Bruce mit komischen Hosen besser. Aber sexy und charismatisch ist er auch so.

      Viele hier singen die ganzen Songs mit, der Grossteil der Songs ist aus der 7th Son Ära. Cool, die liebe ich.

      Bruce ist super bei Stimme, macht Witze, springt herum, als ob er von Schwerkraft nichts wüsste, einfach geil. Donington gehört Maiden.

      Ich liebe es, wenn Bruce manchmal so ein typisch britisches „hello?“ ins Publikum lässt, wenn der Krach grade mal etwas abflaut. Das „Scream for me, Donington!“ darf natürlich auch nicht fehlen.

      Bei Fear of the Dark singt er „I have a feeling that something’s wrong at Donington Park“ und lacht unheimlich, Gänsehaut pur!

      Bevor das Set zu Ende ist, mache ich mich auf den Weg zum Ausgang. Ich will nicht warten, bis alle 90‘000 Leute gleichzeitig raus wollen.

      Der Rückweg ist ganz easy und ich kann schön ausschlafen und am nächsten Morgen in Ruhe frühstücken, bevor es wieder zum Gelände geht.

      Zuerst schaue ich nach der Merchandise. Keine Spur von Airbourne T’Shirts. Dabei hätten sie sicher ein gutes Geschäft machen können.

      Heute ist es warm und trocken, es gibt ein paar Wolken am Himmel, aber mehrheitlich scheint die Sonne.

      Ich setze mich hin, um mir die Running Order anzuschauen und zu überlegen, wann ich vor die Bühne muss, um überhaupt noch eine Chance auf ein Plätzchen in der ersten Reihe zu kriegen. Gerade heute liegt mir das sehr am Herzen, das ist meine 50. Airbourne Show.

      Plötzlich stehen Bronco und Tini vor mir. Welch coole Überraschung! Meine alten Reisekumpels. Eigentlich sollte ich nicht überrascht sein, sie hier zu sehen. Wir unterhalten uns und besprechen unsere Pläne für den Tag. Dann machen wir uns getrennt auf den Weg. Ich habe das Gefühl, ich kann nicht länger warten, sie wollen etwas später wieder dazu kommen.

      Die Barriers vor der Zippo Encore Stage machen in der Mitte eine Kurve ins Publikum, wozu das wohl gut sein soll? Egal, ich fasse meinen Lieblingsplatz ins Auge. Da stehen noch zwei. Hm. Daneben ist ein Limp Bizkit Fan, der wird bis zum Schluss stehen bleiben, soviel ist klar. Rechts neben den zwei Leuten auf meinem Wunschplatz stehen zwei Amon Amarth Fans. Ob die nach der Show gehen? Kann sein. Aber ich konzentriere mich auf die zwei vor mir. Beim besten Willen kann ich mir nicht vorstellen, dass sie wegen der Band Masters of Reality da sind, die jetzt gerade spielt. Die sind leider in keiner Weise irgendwie besonders. Ich rätsle noch, für wen die zwei da stehen, da sind die Masters of Reality fertig und die zwei vor mir drehen sich um und gehen! Das Mädel macht sogar noch schön Platz für mich, dass ich ungehindert in die erste Reihe kann. Boah. Ich stehe bei Download in der ersten Reihe, ganz genau da, wo ich hin wollte. Ich kann’s kaum glauben.

      Jetzt fängt das lange Warten an. Amon Amarth gefallen mir, die andern zwei Bands kenne ich überhaupt nicht. Um die Warterei zu verkürzen, rocke und headbange ich bei Amon Amarth mit. In meinem Airbourne T’Shirt. Die Amon Amarth Fans sind beeindruckt, die Presse schiesst Fotos. Ich grinse heimlich. Wäre witzig, wenn bei einer Fotostrecke von der Amon Amarth Show ich mit meinem Airbourne T’Shirt drauf bin. ;)

      Während die Rival Sons spielen, übrigens nicht schlecht und mit richtig exzentrischem Sänger, schaue ich den Barriers entlang, ob ich Liz und Rich sehe. Leider nein. Aber da, ganz links aussen steht Dave und quatscht mit jemandem. Wir winken uns zu.

      Auf der Bühne sehe ich schon seit längerem die Airbourne Tour Crew hinter dem Vorhang herum wieseln und die Show vorbereiten.

      Bronco und Tini tauchen auch wieder auf, leider kommen sie nicht mehr ganz bis zu den Barriers.

      In der Umbaupause ist Herald im Fotograben unterwegs und gibt Anweisungen wegen der Airbourne-Bälle. Er sieht mich, nur ein kurzes Aufleuchten seiner Augen, dann redet er weiter. Ich will nicht nerven und schaue nicht weiter hin.

      Aber kaum ist er fertig, kommt er her und umarmt mich. Das erste was er sagt ist: „Wo WARST du denn gestern?!“ Ich lache, schön, vermisst zu werden. „Na hier, Maiden schauen!“ antworte ich. Ich sage ihm, ich hätte es leider mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht machen können und er nickt bedauernd. Dann erzählt er mir, wie super Greenfield gewesen sei. „Noch nie so viele Crowdsurfer gesehen!“ sagt er begeistert. „Und die Landschaft ist wunderschön!“ – „Ihr hättet wandern gehen können“, lache ich. Welch eine Vorstellung. „Ich bin weggeschlichen vom Festival und bin laufen gegangen“, lacht er. Schon bald muss er weg, aber erst sagt er noch: „Ich bringe dir dann noch eine Flasche Wasser.“ Keine fünf Sekunden später drückt er mir die Flasche Wasser in die Hand.

      Die nächste Band, Ghost, finde ich eher witzig. Der Sänger passt nicht zum Sound, der sonst eigentlich ziemlich gut wäre und dieses ganze „Ave Satanas“-Zeug entlockt mir nur ein müdes Lächeln. Die würden Augen machen, wenn Satan mal an ihrem Bett stünde.
      * * * Blessed are the cracked, for they let in the light! * * *
    • Mittlerweile ist es, wie immer vor Airbourne Shows, sehr eng geworden. Immerhin, ich bin immer noch auf meinem Lieblingsplatz. Allerdings schwant mir nichts Gutes, das hier wird sicher hart.

      Während dem Umbau herrscht plötzlich Aufregung auf der Bühne, die Bälle sind nicht da und noch etwas scheint zu fehlen. Siehe da, zwei Pyroleisten werden auf der Seite der Bühne hingestellt. Guuut.

      Aber dann, kaum geht es richtig losgegangen, werde ich fast durch die Barriers gedrückt. Ächz. Der Limp Bizkit Fan neben mir hat keine Chance und wird zur Seite gefegt. Bronco und Tini geben auf und lassen sich rausziehen. Ich fühle mich grade etwas alleine gelassen, aber nein, rausziehen lassen, jetzt, hier, heute? Ich bleibe.

      Atmen ist erst mal nicht möglich und von links legen sich wieder mal ein paar Tonnen Muskeln über mich. Diese Typen haben das Gefühl, weil ich eine Frau bin, kriegen sie mich leicht weg, aber nix da! Ich halte mich fest und rücke keinen Millimeter. Es tut schon verdammt weh und ich frage mich, was wohl zuerst bricht, meine Wirbelsäule, meine Schulter oder mein Hals?

      Streety lacht mich aufmunternd an. Ein Blick zu Herald verrät, dass ihm gar nicht gefällt, was er da sieht. Er schaut ziemlich zornig und sieht so aus, als ob er gleich persönlich von der Bühne runterspringt, um mich da rauszuholen. Bitte nicht! Ich verdrehe die Augen und grinse, da lacht er, scheint etwas beruhigter. Aber nur etwas.

      Headbangen ist unmöglich, ich bin in einer total steifen Haltung eingeklemmt, meine Haare ziehen mächtig nach hinten, aber hey, singen kann ich noch!

      Joel zeigt ein paar Mal auf mich, wohl in Anerkennung meiner Standfestigkeit und meiner erstaunlichen Textsicherheit angesichts der Tatsache, dass ich kaum Luft kriege und mein Gehirn sicher nicht optimal durchblutet wird.

      Als Joel klettern will, muss er feststellen, dass die Rigs unten eingekleidet worden sind. Bestimmt, um ihn vom Klettern abzuhalten. Er sieht das auch so und schaut kurz genervt. Dann macht er einfach einen Ausflug durch’s Publikum.

      Von den Bällen kriege ich dieses Mal endlich was mit und kann sogar ein wenig mitspielen.

      Die Lautstärke ist eindeutig wieder Airbourne Standard, so wie wir es gewohnt sind. Der Bass haut mir auf die Knochen, die eh schon kurz vorm Brechen sind und wenn ich könnte, würde ich die Ohren anlegen, wenn Joel seine Gitarre zum Schreien bringt.

      Ein Ordner schaut mich besorgt an und will mich rausziehen. No Way! schreie ich und wir lachen beide über so viel Sturheit.

      Airbourne spielen leider nur 40 Minuten, das will ich durchstehen. Bei Too much, too young kann ich dann zum ersten Mal wieder richtig Luft holen, bevor es für Runnin Wild wieder losgeht.

      Die Pyro-Knall-Einlage ist aber cool, davon dürfen sie gerne mehr bringen!

      Die Schmerzen nehmen noch zu, als ich steif aus dem Getümmel rausgehe nach der Show. Ich fühle mich so richtig zusammengefaltet und zerdrückt. Die blauen Flecke an den Beinen und über den Rippen sind ja normal, aber ich habe das Gefühl, ich habe einen Knick in der Wirbelsäule. Die Halswirbel sind definitiv nicht da, wo sie hingehören. Ich drücke mal vorsichtig etwas dagegen. Mein rechter Arm ist komplett taub und die Schulter schmerzt höllisch. Aaaber... ich war bei meiner 50. Airbourne Show in Donington, in der ersten Reihe und zwar genau da, wo ich sein wollte. Take that, ihr doofen Muskelprotze! Oder wie sagt Joel so schön: It’s not the size of the dog in the fight, it’s the size of the fight in the dog!

      Nachdem ich wieder einigermassen gehen kann, gehen Bronco, Tini und ich ein Bier trinken. Das haben wir verdient! Danach gibt’s noch was zu essen. Wir unterhalten uns noch eine Weile, dann wird es Zeit für sie, zur Rammstein Show zu gehen. Wir sehen uns dann im November wieder.

      Den Anfang von Rammstein schaue ich mir von oben auf dem Hügel noch an, dann gehe ich.

      Der Security am Ausgang lächelt nett: „Stay save! See you next year!“ Er zwinkert mir zu. Hach, die netten Briten...

      Beim Bus wird dann noch mit dem Fahrkartenkontrolleur geflirtet und der Fahrer sagt mir auch ganz nett und aufmerksam, hinten im Bus gibt’s noch einen Sitzplatz. Danke, den kann ich brauchen.
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    • Ja, Starlight, du schreibst immer so, dass ich keine Bilder oder Videos brauche ;)

      Schöner Bericht.

      Hast du also Limp Bizkit doch nicht so lange zugeschaut, wa?

      Habe das erste Mal Rammstein gesehen und ich fand echt klasse und sehr Kurzweilig. Tolle show und es macht einfach Spass den Engländern beim Abrocken und Mitsingen zu den deutschen Texten zususchauen. Ich, ähm, wir lieben dieses Land ebenso.

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