Ich wurde gebeten, einen Bericht über diese Show zu schreiben. Viel Spass beim Lesen!
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Um 08.03 Uhr verlässt der Zug St.Gallen. Neben mir sitzt eine feine ältere Dame, die offensichtlich nur höchst ungern neben dem Pöbel (= mir) sitzt. Kurz nach der österreichischen Grenze schreibt sie eine SMS: „Ausgerechnet neben mir sitzt so eine blade Blunzn.“ Ich habe zwar keine Ahnung, was eine Blunzn ist, aber das Adjektiv davor legt nahe, dass es sich nicht um etwas Schmeichelhaftes handeln kann. Das muss ich nicht haben. Als sie das nächste Mal mit leidendem Gesichtsausdruck herumschaut, stehe ich von meinem Sitz auf, zeige ihr kaltlächelnd die Zähne und sage ziemlich bestimmt: „Möchten Sie vielleicht woanders sitzen?“ Sie packt schnell ihren Kram zusammen und verzieht sich. Good bye, good riddance.
Ich mache es mir dann erst mal gemütlich, schaue die vorbeiziehende Landschaft an und höre zur Einstimmung auf das Konzert heute abend etwas Airbourne.
Von Linz nehme ich dann den Regionalzug nach Kirchdorf an der Krems. Von dort sollte es mit dem letzten Bus um 17.50 Uhr nach Leonstein gehen, aber so einfach ist das nur in Theorie. In der Praxis steht der Bus einsam und verlassen vor dem Bahnhofgebäude. Dunkel und abgeschlossen. Hmm... ich habe mich doch sicher nicht geirrt. Verwirrt checke ich meinen Fahrplan. Nein, 17.50 nach Leonstein. Alles korrekt. Und Abfahrtszeit wäre eigentlich auch. Ich mache einen Rundgang um den Bahnhof. Keine Hilfe weit und breit. Gerade als ich um die Ecke biege, sehe ich, wie sich der Chauffeur hinters Lenkrad klemmt. HALT! Nicht ohne mich!
Verwundert öffnet er die Türe und fragt mich, wo ich denn herkomme, während ich zeitgleich raus platze, wo er denn eigentlich gewesen sei? Er erklärt, nicht wirklich beschämt, er hätte sich zu einem kleinen Päuschen hinten in den Bus gelegt und die Abfahrtszeit verschlafen. Na, super. Und ich habe schon um meine Samstagabendshow gefürchtet.
Er fährt dann auch gleich in flottem Tempo los. Die Gegend ist wunderschön und der Typ ist eigentlich ganz nett. Wir flirten ein wenig, aber leider muss er bis 22.30 Uhr arbeiten, sonst hätten wir zusammen rocken können. Nachdem wir uns gebührend verabschiedet haben, checke ich im Hotel ein. Alles bestens, nette Leute, grosses, sauberes Zimmer. Nicht so toll ist nur das Wetter, es pisst grade runter, was das Zeug hält. Hmm... Hoodie oder Regenjacke? Beides ist mir auf jeden Fall zu viel. Der Fuss tut auch noch weh. Schon seit Wochen. Aber jetzt ist keine Zeit zum Schwächeln. Auf geht’s.
Vorm Schloss steht eine Menge Feuerwehr (gemessen an der Grösse des Dorfes) und auch einiges an Security. Wen erwarten denn die? Gene Simmons zum Feuerspucken?
Zuerst schaue ich mir die Location kurz an. Die Bühne ist im Innenhof des Schlosses unter einem Partyzeltdach vorm Regen geschützt. Im Hof stehen zwei grosse Bäume, die den Regen etwas abhalten. Leider ist es aber auch empfindlich kalt hier. Erst mal ein Drink, dann sehen wir weiter.
Als erstes läuft mir Michael über den Weg. Er strahlt: „Ich konnt’s kaum glaube, als Jan gesagt hat, Du kommst her.“ Zur Begrüssung gibt’s einen doppelten Bearhug. Wie schön, wenn man willkommen ist. Gleich läuft er los, um den Rest der Band über meine Ankunft zu informieren. Jan kommt auch in die Kälte raus und wir unterhalten uns ausgiebig, nachdem wir uns schon so lange nicht mehr gesehen haben. Aber bald wird’s Zeit für die Jungs, sich für die Show bereit zu machen. Ich setze mich schon mal in Pole Position auf den Bühnenrand. Jan’s Papa schaut von weitem rüber. Er scheint nicht so ganz sicher, was er von mir halten soll. Dann kommt auch noch der Hoffotograf mit schwarzer Schürze und roten Haaren und will ein Foto machen von mir und der Bühne. Wir unterhalten uns kurz und schon kommen die ersten Pussy Pilots und schnappen sich ihre Instrumente. Philipp sagt mir auch noch hallo, dann sind wir startklar.
Mit einem kurzen Intro locken die Jungs die Zuschauer näher zur Bühne und legen dann gleich mit Schwung los. Unbeirrt von der anfänglichen Schüchternheit und der sprichwörtlichen Verfrorenheit mancher Zuschauer rocken sie und sind auf der Bühne unterwegs, so gut das bei dem beschränkten Platz möglich ist. Der Sound ist super, laut und klar, und schon bald headbangen wir mit grossem Vergnügen. Ein paar Zuschauer scheinen sowas noch nie live und in Farbe gesehen zu haben, aber das muss so sein, Leute, das ist Rock’n’Roll! Ziemlich schnell fangen immer mehr Zuschauer an, im Takt mit zu wippen und vor der Bühne wird’s jetzt doch recht voll.
Kaum zu glauben, dass Pussy Pilot noch so eine junge Band ist, die Jungs klingen richtig tight. Jan macht einen ausgiebigen Ausflug durchs Publikum und ich bemerke erfreut, was für ein toller Gitarrist er ist, sein Stil gefällt mir.
Ich staune über Michael, mit wieviel Kraft und Präzision er seine Drums bearbeitet und dabei auch noch fit und munter hinter den Drums hervor grinst. Wenn ich denke, wie Ryan immer erschöpft herumhängt, das ist ein riesen Unterschied. Das kurze improvisierte Drum Solo klingt genial und kraftvoll und macht Lust auf mehr.
Über den Bass muss ich eigentlich nichts sagen, ich steh einfach auf den Sound und Philipp spielt perfekt. Ich freue mich über seine Ausflüge auf meine Seite und darüber, dass auch er am Anfang eines Songs mal kurz solo Gas gibt. Auch das hätte meinetwegen gerne noch länger dauern dürfen.
Johannes, den Sänger, habe ich noch nicht kennengelernt. Irgendwie hat er es wohl noch nie an eine Airbourne Show geschafft. Als Sänger und Rhythmusgitarrist wirkt er frisch und spontan und kommt sympathisch rüber. Auch er grinst mal rüber und rockt mit dem mittlerweile ganz schön zutraulichen Publikum.
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Um 08.03 Uhr verlässt der Zug St.Gallen. Neben mir sitzt eine feine ältere Dame, die offensichtlich nur höchst ungern neben dem Pöbel (= mir) sitzt. Kurz nach der österreichischen Grenze schreibt sie eine SMS: „Ausgerechnet neben mir sitzt so eine blade Blunzn.“ Ich habe zwar keine Ahnung, was eine Blunzn ist, aber das Adjektiv davor legt nahe, dass es sich nicht um etwas Schmeichelhaftes handeln kann. Das muss ich nicht haben. Als sie das nächste Mal mit leidendem Gesichtsausdruck herumschaut, stehe ich von meinem Sitz auf, zeige ihr kaltlächelnd die Zähne und sage ziemlich bestimmt: „Möchten Sie vielleicht woanders sitzen?“ Sie packt schnell ihren Kram zusammen und verzieht sich. Good bye, good riddance.
Ich mache es mir dann erst mal gemütlich, schaue die vorbeiziehende Landschaft an und höre zur Einstimmung auf das Konzert heute abend etwas Airbourne.
Von Linz nehme ich dann den Regionalzug nach Kirchdorf an der Krems. Von dort sollte es mit dem letzten Bus um 17.50 Uhr nach Leonstein gehen, aber so einfach ist das nur in Theorie. In der Praxis steht der Bus einsam und verlassen vor dem Bahnhofgebäude. Dunkel und abgeschlossen. Hmm... ich habe mich doch sicher nicht geirrt. Verwirrt checke ich meinen Fahrplan. Nein, 17.50 nach Leonstein. Alles korrekt. Und Abfahrtszeit wäre eigentlich auch. Ich mache einen Rundgang um den Bahnhof. Keine Hilfe weit und breit. Gerade als ich um die Ecke biege, sehe ich, wie sich der Chauffeur hinters Lenkrad klemmt. HALT! Nicht ohne mich!
Verwundert öffnet er die Türe und fragt mich, wo ich denn herkomme, während ich zeitgleich raus platze, wo er denn eigentlich gewesen sei? Er erklärt, nicht wirklich beschämt, er hätte sich zu einem kleinen Päuschen hinten in den Bus gelegt und die Abfahrtszeit verschlafen. Na, super. Und ich habe schon um meine Samstagabendshow gefürchtet.
Er fährt dann auch gleich in flottem Tempo los. Die Gegend ist wunderschön und der Typ ist eigentlich ganz nett. Wir flirten ein wenig, aber leider muss er bis 22.30 Uhr arbeiten, sonst hätten wir zusammen rocken können. Nachdem wir uns gebührend verabschiedet haben, checke ich im Hotel ein. Alles bestens, nette Leute, grosses, sauberes Zimmer. Nicht so toll ist nur das Wetter, es pisst grade runter, was das Zeug hält. Hmm... Hoodie oder Regenjacke? Beides ist mir auf jeden Fall zu viel. Der Fuss tut auch noch weh. Schon seit Wochen. Aber jetzt ist keine Zeit zum Schwächeln. Auf geht’s.
Vorm Schloss steht eine Menge Feuerwehr (gemessen an der Grösse des Dorfes) und auch einiges an Security. Wen erwarten denn die? Gene Simmons zum Feuerspucken?
Zuerst schaue ich mir die Location kurz an. Die Bühne ist im Innenhof des Schlosses unter einem Partyzeltdach vorm Regen geschützt. Im Hof stehen zwei grosse Bäume, die den Regen etwas abhalten. Leider ist es aber auch empfindlich kalt hier. Erst mal ein Drink, dann sehen wir weiter.
Als erstes läuft mir Michael über den Weg. Er strahlt: „Ich konnt’s kaum glaube, als Jan gesagt hat, Du kommst her.“ Zur Begrüssung gibt’s einen doppelten Bearhug. Wie schön, wenn man willkommen ist. Gleich läuft er los, um den Rest der Band über meine Ankunft zu informieren. Jan kommt auch in die Kälte raus und wir unterhalten uns ausgiebig, nachdem wir uns schon so lange nicht mehr gesehen haben. Aber bald wird’s Zeit für die Jungs, sich für die Show bereit zu machen. Ich setze mich schon mal in Pole Position auf den Bühnenrand. Jan’s Papa schaut von weitem rüber. Er scheint nicht so ganz sicher, was er von mir halten soll. Dann kommt auch noch der Hoffotograf mit schwarzer Schürze und roten Haaren und will ein Foto machen von mir und der Bühne. Wir unterhalten uns kurz und schon kommen die ersten Pussy Pilots und schnappen sich ihre Instrumente. Philipp sagt mir auch noch hallo, dann sind wir startklar.
Mit einem kurzen Intro locken die Jungs die Zuschauer näher zur Bühne und legen dann gleich mit Schwung los. Unbeirrt von der anfänglichen Schüchternheit und der sprichwörtlichen Verfrorenheit mancher Zuschauer rocken sie und sind auf der Bühne unterwegs, so gut das bei dem beschränkten Platz möglich ist. Der Sound ist super, laut und klar, und schon bald headbangen wir mit grossem Vergnügen. Ein paar Zuschauer scheinen sowas noch nie live und in Farbe gesehen zu haben, aber das muss so sein, Leute, das ist Rock’n’Roll! Ziemlich schnell fangen immer mehr Zuschauer an, im Takt mit zu wippen und vor der Bühne wird’s jetzt doch recht voll.
Kaum zu glauben, dass Pussy Pilot noch so eine junge Band ist, die Jungs klingen richtig tight. Jan macht einen ausgiebigen Ausflug durchs Publikum und ich bemerke erfreut, was für ein toller Gitarrist er ist, sein Stil gefällt mir.
Ich staune über Michael, mit wieviel Kraft und Präzision er seine Drums bearbeitet und dabei auch noch fit und munter hinter den Drums hervor grinst. Wenn ich denke, wie Ryan immer erschöpft herumhängt, das ist ein riesen Unterschied. Das kurze improvisierte Drum Solo klingt genial und kraftvoll und macht Lust auf mehr.
Über den Bass muss ich eigentlich nichts sagen, ich steh einfach auf den Sound und Philipp spielt perfekt. Ich freue mich über seine Ausflüge auf meine Seite und darüber, dass auch er am Anfang eines Songs mal kurz solo Gas gibt. Auch das hätte meinetwegen gerne noch länger dauern dürfen.
Johannes, den Sänger, habe ich noch nicht kennengelernt. Irgendwie hat er es wohl noch nie an eine Airbourne Show geschafft. Als Sänger und Rhythmusgitarrist wirkt er frisch und spontan und kommt sympathisch rüber. Auch er grinst mal rüber und rockt mit dem mittlerweile ganz schön zutraulichen Publikum.
* * * Blessed are the cracked, for they let in the light! * * *